Handynacken
Der Begriff Handynacken ist noch gar nicht so alt. Seit den 2010ern begrifflich öfter aufgetaucht, ist diese Bezeichnung aber nur die Folge des zunehmenden Smartphone – Konsums. Auf einmal gab es nicht mehr nur Nackenschmerzen bei Büroarbeiter/innen, Vielleser/innen oder Handarbeiter/innen. Sondern auch Altersgruppen, die noch die Schulbank „drücken“ klagen zunehmend unter Nacken – und Spannungskopfschmerzen. Der „Übeltäter“ war dann schnell ausgemacht und hat sich als medizinischer Begriff im Sprachgebrauch etabliert – der Handynacken.
Was ist ein Handynacken?
Der Handynacken ist eigentlich das Ergebnis, einer Muskelüberforderung im Nackenbereich, weil der Kopf in einer bestimmten über geneigten Haltung positioniert gehalten werden muss.
Wissenschaftler haben errechnet, das man den Kopf beim Lesen um ca. 60° nach vorn neigt und je nach Gewicht des Kopfes, zwischen 23 und 27 kg Zugbelastung auf die Nacken – und Rückenmuskulatur wirken. Wer schon einmal einen 25 kg Sandsack getragen hat, kann sich leicht vorstellen, was unsere Muskeln für eine Arbeitsleistung aufbringen müssen, um den Kopf in dieser Position zu halten.
Was kann passieren?
Zuerst einmal führt eine dauerhafte oder langanhaltende Spannung in der Muskulatur zur Unterversorgung der Muskelzellen mit Blut (Wärme / Feuchtigkeit) und Nährstoffen. Aber auch der Abtransport von Stoffwechselprodukten über das Lymph – und Blutsystem reduziert sich. Aus nicht abtransportierten Stoffwechselprodukten können sogenannte Myogelosen entstehen. Kleine Verhärtungen, die zum Einen schmerzhaft sind, aber auch einen weiteren Stoffwechsel verringern.
Ein angespannter Muskel zieht natürlich auch an den Knochen, an denen er befestigt ist. Gehören die Knochen zu einem Gelenk kommt es zu veränderten Zugverhältnissen und eine kleine falsche Bewegung, ein Sturz, oder ein Unfall können der Auslöser für eine Wirbel – oder Gelenkblockade sein. Damit wird die Einschränkung der Beweglichkeit noch einmal aufsummiert. Die Einschränkung nimmt deutlich zu und die Fehlbelastung führt zu weiteren Muskelverspannungen, oft durch Kompensationsprozesse erzeugt.
Häufigkeit einer Fehlstellung
In meiner Praxis haben 9 von 10 Patienten eine Fehlstellung des 7. Halswirbels. Dieser bezeichnet den Übergang von Hals – zur Brustwirbelsäule und jeder sieht ihn als sogenannten Prominenten deutlich hervortreten. Ein blockierter Halswirbel 7 drückt den Nerv, der über den Nacken in den entsprechenden Arm ausstrahlt. Je nach Stärke können Verspannungen, über Schmerzen bis Kribbeln oder Taubheit spürbar werden.
Was ist das besondere an der HWS?
Die Halswirbelsäule unterteilt sich in 7 Wirbel, das erste Gelenk befindet sich zwischen Atlas und Schädel. Das letzte Gelenk zwischen Halswirbel 7 und Brustwirbel 1. In diesem Abschnitt verläuft links und rechts jeweils eine Arterie, direkt durch die Wirbelkörper. Das ist der einzige Abschnitt im Körper, in dem ein Blutgefäß durch einen knöchernen Anteil läuft.
Die zwischen den Wirbeln liegenden Bandscheiben sind relativ dünn, der Bandapparat dagegen sehr straff. Sonst könnten wir den Kopf nicht aufrecht halten. Denn das Gewicht des Schädels und die Schwerkraft würden unweigerlich den Kopf nach unten ziehen.
Das heißt also, neben den Bandscheibenschäden und den Nervenschäden, können auch Schäden an der Arteria vertebralis (Wirbelarterie) entstehen, die das Gehirn und das Rückenmark mit Nährstoffen versorgt.
Wie kann ich einen Handynacken vermeiden?
Um dauerhafte Schäden an den Bandscheiben, Verformungen der Halswirbelsäule, Unterversorgung und Nährstoffmangel der Muskeln, Sehnen und Bänder in der HWS zu verhindern, kann man einiges selber tun.
- Smartphone auf Augenhöhe halten, mit der entsprechenden Entfernung zu den Augen (kann man oft im Smartphone einstellen).
- Aufrecht und mit gerader Halswirbelsäule sitzen. Schultern leicht zurückziehen.
- Regelmäßige Pausen einlegen, dabei Bewegungen mit den Augen machen (z.B. rollen) und die Schulter – Nackenmuskulatur dehnen.
Der Handynacken ist eine nicht zu unterschätzende Problematik unserer heutigen Gesellschaft und kann in Zukunft enorme Kosten zur Behebung der auftretenden Schäden verursachen.